Musikunterricht nach dem Konzept des Musikgartens
Das Konzept Musikgarten wurde 1995 von Dr. Lorna Lutz Heyge in den USA entwickelt und auch in Deutschland übernommen. Es dient der musikalischen Früherziehung von Kindern im Alter von 18 Monaten bis 6 Jahren. Das Konzept kann jedoch durchaus auch noch im Grundschulalter durchgeführt werden. Die Förderschullehrer Christoph Dicke und Nicole Vilgis gestalteten das Konzept des Musikgartens für den Musikunterricht an der Grund- oder Förderschule sinnvoll um. Sie entwickelten ein Praxisbuch und Arbeitsheft „Navi – Musik Grundstufe“, welches vom Bildungsverlag EINS herausgegeben wird. Mittlerweile gibt es auch ein Praxisbuch und Schülerbuch für den Musikunterricht in der Mittelstufe.
Der Grundgedanke des Konzeptes ist es, den Musikunterricht durch den Einsatz möglichst vielseitiger und interessanter musikdidaktischer Elemente zu bereichern. Zu diesen Elementen zählen Tanzlieder, Begrüßungs- und Abschiedslieder, Sprechverse, melodische und rhythmische Echospiele, Sprach- und Singspiele und eine umfassende Liedersammlung zu zahlreichen kindlichen Themengebieten.
Das Prinzip der dabei wiederholenden Elemente wird als weiteres Grundprinzip der Konzeption verstanden. In jeder weiteren Unterrichtsstunde bleiben somit einige Elemente erhalten und gleichzeitig werden andere Elemente durch neue ersetzt.
Für den ritualisierten Unterrichtsablauf ist es relevant, dass stets mit einem Begrüßungslied begonnen und mit einem Abschiedslied die Stunde beendet wird. Gleichzeitig sind die Lieder der Musikstunde so ausgewählt, dass sie grundsätzlich eine bestimmte sonderpädagogische Förderung erreichen können. Die Schüler erwerben durch den ritualisierten Einsatz die Kompetenz, das Lied in Text und Melodie singen zu können, es immer wiederzuerkennen und wiederholen zu können. Rituale stärken somit das Selbstbewusstsein des einzelnen Kindes und geben dem Kind die Zuversicht, dass die erlebten Dinge berechenbar und einschätzbar sind. Weiterhin setzt der ritualisierte Ablauf in der Musikstunde Grenzen, sodass das Regelverständnis der Kinder gestärkt wird. Indem man Stunden aus der Gesamtkonzeption zusammensetzt, wird der Gruppe mit der Zeit ein bewusster Regelablauf vorgegeben.
Es ist besonders wichtig, dass die Musikstunde melodisch gestaltet und der Sprachanteil möglichst gering gehalten wird. Da die Unterrichtsstunde überwiegend singend aufgebaut ist, bedeutet es für die Kinder und die Lehrperson eine große stimmliche Anstrengung. Deshalb sollte der Zeitrahmen einer Musikstunde nicht 45 min überschreiten.
Jedes Lied, jede Art von Musik besteht aus Mustern. Rhythmische und melodische Bausteine kehren immer wieder und finden sich in allen Bereichen des Musizierens. Das Prinzip Echospiele basiert auf solchen kleinen Elementen, die in diesen Echospielen ritualisiert in jeder Stunde geübt werden. Echospiele sind in verschiedenen Schwierigkeitsstufen möglich, im Unterstufenbereich sollte aber eine Beschränkung auf wenige Elemente erfolgen, die durch ihren Aufbau einige wichtige musikalische Grundprinzipien darstellen. Es gibt zwei Arten von Echospielen: rhythmische und melodische. Die Lehrkraft gibt in der Musikstunde ein oder zwei Echospiele vor, welche die Kinder anschließend nachsprechen. Durch die ritualisierten Wiederholungen in jeder Musikstunde, bekommen die Schüler die Möglichkeit, musikalische Elemente zu verinnerlichen.
Als Erweiterungsmöglichkeit können beide Arten von Echospielen auch mit Instrumenten gespielt werden – rhythmische Echospiele mit Klanghölzern und melodische Echospiele auf dem Xylofon. Dies bietet eine Erweiterungsmöglichkeit des Spektrums und bringt den Kindern gleichzeitig den unterschiedlichen Charakter von Instrumenten näher: auf der einen Seite die Rhythmusinstrumente, auf der anderen Seite die Melodieinstrumente.
Der Einsatz der Lieder zum Singen dient zur Erweiterung des kindlichen Liedgutes. Das Liedgut enthält sowohl traditionelle als auch moderne Kinderlieder.
Es werden auch spezielle Bewegungslieder in der Musikstunde verwendet, welche die Schüler zu Bewegung motivieren. So wird eine Abwechslung von Anspannung und Entspannung sowie Sitzen und Bewegen geschaffen. Die Verbindung von Musik und Bewegung ist eine gute Möglichkeit den Kindern einen Zugang zur Bewegung zu erschließen und damit die Freude daran. Die eingesetzten Lieder geben der Lehrkraft die Gelegenheit, motorische Probleme im Unterricht zu diagnostizieren und diesen zudem förderlich entgegenzuwirken.
Jede Musikstunde enthält auch Sprechverse. Diese eignen sich im besonderen Maße, den Kindern das rhythmische Sprechen, aber auch den rhythmischen Grundschlag näherzubringen. Während die Schüler diesen bereits beim gemeinsamen Singen kennenlernen, werden sie beim gemeinsamen rhythmischen Sprechen noch intensiver damit in Berührung gebracht. Das rhythmische Sprechen ist eine wichtige Hilfe auf dem Weg zum Lesen und Schreiben, aber auch zum Erlernen von Mathematik. Es hilft einerseits dabei, die sprachliche Durchgliederung zu üben und Betonung zu erlernen, andererseits aber auch die rhythmische, geordnete Struktur des Zahlenraums anzubahnen.