Hundegestützte Pädagogik

An der Astrid-Lindgren-Schule werden Hunde regelmäßig im Unterricht und im Schulalltag miteinbezogen (nach vorheriger Ausgabe eines Elternbriefes mit Einverständniserklärung).

Rechtliche Voraussetzungen:

Hunde, die an der Schule tätig, sind müssen über einen guten Grundgehorsam verfügen und sehr gut sozialisiert sein. Ein ruhiges, ausgeglichenes und verträgliches Wesen ist selbstverständlich. Gegen Schullärm müssen sie geräuschunempfindlich sein. Außerdem soll ein Schulhund einen hohen Stresspegel ertragen können.

Für Hunde im Schuldienst muss  ein tierärztliches Gesundheitszeugnis vorliegen.

Vor dem Schuleinsatz muss der Hundeführer seine Tierhalterhaftpflichtversicherung über das Vorhaben, den Hund an der Schule einzusetzen, informieren.

Inhalte/ Umsetzung in der Schule

Hunde, die in den Unterricht mit eingebunden werden, unterstützen die Kinder bei der Entwicklung ihrer Sozialkompetenzen in vielfältiger Hinsicht.

Emotionale und soziale Entwicklung

Lernen mit Tieren fördert die emotionale und soziale Entwicklung. Die Anwesenheit eines Tieres im Klassenraum beeinflusst die Lernumgebung positiv: Körperliche und verbale Aggressionen gehen deutlich zurück.

Ethisches Verhalten und Rücksichtnahme

Durch die Anwesenheit des Hundes lernen die Kinder, dass  jedes Lebewesen ein Recht darauf hat freundlich behandelt zu werden. Der Umgang mit einem Tier fördert die Rücksichtnahme und macht den Kindern bewusst, wie man sich achtsam und respektvoll verhält.

Selbstwahrnehmung und Selbstbewusstsein

Dem Hund sind Aussehen, Noten oder Akzeptanz der Kinder gleichgültig, so entsteht keine Erwartungshaltung oder Stress. Erwiesen ist, dass durch die Berührung eines warmen Fells Trauer, Aggression und Stress abgebaut werden und  ein Entspannungszustand eintritt.

Motivation und Kommunikation

Über den Hund ergeben sich viele neue Kommunikationssituationen unter den Schülern und auch zwischen Lehrern und Schülern. Besonders schüchterne oder ruhige Kinder finden schnell einen Zugang zum Hund.

Der bewusste Umgang mit Emotionen und der bewusste Einsatz von Körpersprache tragen somit zur Persönlichkeitsentwicklung bei.

 

Begründung des Hundeeinsatzes zur Leseförderung:

 

Unter „Leseförderung mit Hund“ versteht man eine tiergestützte Aktivität zur Verbesserung der Lesekompetenz vor allem über deren emotionale und motivationale Komponenten. Gerade bei Kindern, die aus den verschiedensten Gründen frühe Misserfolge beim Lesen erlebt haben, ist „das Lesen emotional und von seiner Wertigkeit dann meist negativ besetzt“. (¹S.25)

Gleichzeitig herrscht eine Misserfolgserwartung vor, so dass die Motivation zum Lesen eines Textes immer mehr schwindet.

Im Rahmen tiergestützter Aktionen wurde durch Studien bestätigt, dass insbesondere Hunde

Angst und Stress reduzieren, Vertrauen aufbauen und die Stimmung verbessern. Untersuchungen mit Leselernhunden ergaben, dass der Stresspegel der Kinder geringer war und die Motivation zum selbständigen Lesen stieg. Zudem scheinen hundegestützte Ansätze nachhaltiger zu wirken.

Die Motivation wird auch dadurch gesteigert, dass das Kind nicht nur für sich liest, sondern über das Lesen für den Hund „Leckerchen verdienen“ kann. Es trägt also einen Teil der Verantwortung für das Wohlergehen des Hundes. Dies stärkt zusätzlich das Selbstvertrauen des Kindes, was sich wiederum positiv auf das Lesen auswirken kann.

Im Klassenverband ist es selbst auf einer Förderschule schwer, Kindern mit Leseschwierig-

keiten gerecht zu werden. Sie benötigen viel mehr Zeit, um den Text zu lesen und verstehen ihn dann oft nicht, weil die ganze kognitive Aufmerksamkeit auf den Leseprozess gerichtet ist.

In der Eins-zu-eins-Betreuung  kann jedes Kind gezielt gefördert werden, sei es durch:

  1. Übungen von Silben, Morphemen und Strukturwörtern („Martens (1978)wies nach, dass ein Silbentraining zur Verbesserung der Wortlesefähigkeit führt“ (¹S.32))
  2. Lautlese-Verfahren zur Förderung der Leseflüssigkeit durch
    a) wiederholtes Lesen
    b) begleitetes Lautlesen

Ablauf der Förderung:

Das Kind kommt entweder selbständig in den Sozialtrainings-Raum oder wird von mir in der Klasse abgeholt und kann den Hund begrüßen. Um die Motivation zu steigern darf der Hund durch Würfeln oder Schubladen herausziehen für das Kind die Aufgaben bestimmen (die von mir vorher ausgewählt wurden).Während das Kind liest, kann der Hund sich dazu legen oder im Raum frei bewegen. Je nachdem, wie viele  Wörter oder Abschnitte das Kind liest, sammelt es Leckerchen, die es dem Hund am Ende geben darf.

 

Quelle:

¹Leseförderung mit Hund – Grundlagen und Praxis

Andrea Beetz, Meike Heyer

Ernst Reinhardt Verlag München Basel