Zielgruppe

Die Schulstation richtet sich an Schüler, die im Klassenverband aufgrund verschiedener Umstände nicht teilnehmen können.

Ziele

Die Schüler sollen in der Schulstation befähigt werden, in die Klasse zurückzukehren und sich dort an die allgemeinen Klassenregeln halten zu können.

Förderung in diesem Sinne hat zum Ziel, die individuellen Voraussetzungen des Einzelnen im Rahmen des Machbaren auszunutzen um für ihn das Optimum aus seinen gegebenen Voraussetzungen umzusetzen.

Handlungsfelder

Verhaltensgestörte Schüler zeigen Auffälligkeiten im sozialen und emotionalen, im psychosomatischen und psychomotorischen Bereich, sowie im Leistungsverhalten. Die Störungen finden in der Regel übergreifend statt, können sich jedoch auch auf einen einzelnen Bereich beschränken.

Der Zusammenhang von gestörter Emotionalität und sozialer Auffälligkeit ist besonders häufig zu beobachten. Es zeigen sich übersteigerte Aggressivität, fehlende Steuerung und unkontrollierte Gefühlsäußerungen. Andererseits können sich psychosozial gestörte Kinder auch ängstlich zurückziehen, abkapseln, in der Passivität verharren oder allgemein gehemmt sein. Es treten dann neben aggressiven Reaktionen Isolations-bzw. Regressions-und Resignationssymptome in den Vordergrund.

Auch bei durchschnittlicher oder überdurchschnittlicher Intelligenz sind die schulischen Leistungen Verhaltensgestörter häufig gering, weil diese Schüler für schulisches Lernen entweder gar nicht oder nur gelegentlich zu motivieren sind. Konzentrationsstörungen, Versagen in besonderen Lern-und Prüfungssituationen, Vergesslichkeit, Unpünktlichkeit und Unordentlichkeit sind verstärkt festzustellen.

In folgenden Situationen gehen Schüler zur Schulstation:

1.Wiedereingliederung von Schülern

  1. Herausnehmen aus Krisensituationen
  2. Mediation
  3. Wiedereingliederung
  4. Zusätzliches Verstärkersystem
  5. Auszeitraum
  6. Nacharbeiten von versäumtem Unterrichtsstoff und Hausaufgaben
  7. Auffangen von Schülern, die ihre Sportsachen vergessen haben.

Zu 1.

Wiedereingliederung von Schülern

Hauptaufgabe der Schulstation ist, Schüler die aus unterschiedlichen Gründen nicht im Klassenverband tragbar sind, eine Wiedereingliederung zu ermöglichen. Dabei handelt es sich in erster Linie um die §15 Kinder. Sie arbeiten dann täglich eine gewisse Stundenanzahl in der Schulstation. Erfolgt der Schulbesuch regelmäßig und zeigen die Schüler ihre Kooperationsbereitschaft, können sie in ihre Lerngruppe zurückkehren. Zuvor findet erneut ein Gespräch mit dem Schulleiter, dem betreffenden Schüler, den Erziehungsberechtigten, der Lehrerin der Schulstation und dem Klassenlehrer statt.

Zu 2.

Herausnehmen aus Krisensituationen

Folgende Regeln sind Grundlage der Arbeit mit diesem Konzept:

  1. Jeder Schüler hat das Recht, in Ruhe zu lernen.
  2. Jeder Lehrer hat das Recht in Ruhe zu unterrichten.
  3. Jeder muss die Rechte des anderen respektieren.

Stört ein Schüler die anderen Schüler durch sein Verhalten beim Lernen, so wird er bei der Störung von der Lehrkraft an die Einhaltung der Regeln erinnert. Die einzelnen Stufen haben ihr eigenes Verstärkersystem (Unterstufe: Sonne, Wolke Blitz – Mittelstufe: grüne Karte, gelbe Karte, rote Karte). Stört der Schüler weiterhin, wird er gefragt, ob er sich ab sofort an die Regeln halten wird, oder ob er sich für die Schulstation entscheidet. Letzteres hat einen Eintrag in die Schülerakte der Schulstation zur Folge. Im Idealfall läuft der Unterricht danach störungsfrei weiter. Bei einer erneuten Störung geht der Schüler mit einem Zuweisungsformular in die Schulstation. Dort findet ein Gespräch mit der zuständigen Lehrerin statt. Die Gesprächsform ist kooperativ, nicht drohend oder moralisierend. Die Lehrerin ist frei von Vorwürfen, Beschuldigungen und Strafmaßnahmen. Sie solidarisiert sich weder mit dem Schüler noch mit dem Kollegen. Sie sagt nicht was zu tun ist, sondern lässt die Schüler es selbst herausfinden. Am Ende des Gespräches erstellt der Schüler einen Rückkehrplan, in dem er aufschreibt,

  • Was er gemacht hat.
  • Gegen welche Regel er verstoßen hat.
  • Was er in Zukunft anders machen will.
  • Wie er die Sache wieder gut macht.

Je nach Entwicklungsstand der Schüler werden unterschiedliche Pläne eingesetzt.   Nach dem vierten Eintrag werden die Eltern schriftlich informiert. Es wird darauf hingewiesen, dass nach dem fünften Eintrag der Unterrichtsausschluss erfolgt bis das ein Elterngespräch stattgefunden hat. (s. Beschluss der Schulkonferenz).

Nach fünf Einträgen findet eine Konferenz statt, an der der Schüler, die Eltern, der Klassenlehrer und der Lehrer der Schulstation teilnehmen. (Die erste Konferenz findet nach fünf Einträgen statt, alle weiteren schon nach drei Einträgen). Es handelt sich hierbei um ein Beratungsgespräch, in dem die bisherigen Pläne und deren Scheitern analysiert werden. Ziel des Gespräches ist nicht, den Schüler zu bestrafen, sondern ihm Hilfsangebote zu machen, die gemeinsam mit den Eltern besprochen werden.

Zu 3.

Mediation

Die Schulstation wird als Mediationsraum genutzt. Schüler, die Konflikte miteinander haben, können diese mithilfe der Lehrerin klären. Ziel ist es, gemeinsam nach einer Lösung zu suchen. Ungelöste Konflikte zwischen Schülern schwelen im Unterricht weiter. Sie hindern Schüler daran, sich auf den Unterricht zu konzentrieren. Daher ist es notwendig, den Streitenden Raum und Zeit zu geben, sich friedlich und selbstverantwortlich auf eine Lösung zu einigen. Dadurch wird die Eigenverantwortung der Schüler gestärkt. Es geht nicht darum, herauszufinden, wer Schuld hat, sondern darum, den Streitenden eine Chance zur Klärung des Konfliktes zu geben. Schlichtungsgespräche werden ebenfalls auf der Basis der kooperativen Gesprächsführung geführt. Die Verhandlungstechnik besteht vor allem im Spiegeln der Gedanken und Gefühle der Streitpartner. Die Lehrerin vergewissert sich, ob sie die Streitenden auch richtig verstanden hat und gibt ihnen dadurch zu verstehen, dass sie sie ernst nimmt. Die Konfliktlösung muss nicht auf eine freundschaftliche Annäherung beider zielen. Wichtig ist, dass beide durch das gemeinsame Gespräch erfahren, wie sie sich hätten anders verhalten können, damit sich die Situation nicht wiederholt.

Zu 4

Zusätzliches Verstärkersystem.

Die Schulstation wird insbesondere bei jüngeren Schülern als zusätzliches Verstärkersystem genutzt. Schüler, die enorme Schwierigkeiten haben, sich in der Klasse auf Unterricht einzulassen, werden bei guter Arbeit belohnt, indem sie in der Schulstation für einen bestimmten Zeitraum spielen, basteln, malen… dürfen. Die Schüler empfinden dies als ein besonderes Lob.

Zu 5.

Auszeitraum

Schüler, denen es aus den verschiedensten Gründen nicht möglich ist, sich im Klassenverband zu konzentrieren, haben in Absprache mit dem Klassenlehrer die Möglichkeit, in der Schulstation zu arbeiten oder sich eine Auszeit zu nehmen. Dies ist zeitlich begrenzt.

Zu 6.

Nacharbeiten von versäumtem Unterrichtsstoff

Schüler, die regelmäßig keine Hausaufgaben machen oder die im Unterricht die Mitarbeit verweigern, arbeiten den Unterrichtsstoff in Freistunden in der Schulstation nach.

Zu 7.

Auffangen von Schülern, die ihre Sportsachen vergessen haben.

Schüler, die ihre Sportsachen vergessen haben, bearbeiten in der Schulstation einen Sporttext mit dazugehörigen Fragen.

Umsetzung

Die Schulstation ist an der Astrid-Lindgren-Schule von der dritten bis sechsten Unterrichtsstunde besetzt. Sie wird von einer Pädagogin geleitet. Dies ist sehr wichtig, da von verschiedenen Pädagogen Regeln auf unterschiedliche Weise umgesetzt werden. Kleinste Abweichungen können bei Schülern mit sonderpädagogischem Förderbedarf in der emotional-sozialen Entwicklung zu Krisensituationen führen.

Zweimal jährlich findet eine Überprüfung statt, um festzustellen, ob die Schulstation weiterhin von den Kollegen gewünscht wird. Dabei werden Fragen nach der Effektivität gestellt, wie z.B.

  • Fühlst du dich in deiner Arbeit durch die Schulstation entlastet?
  • Lassen sich schwierige Schüler durch die Schulstation besser führen?
  • Was passiert in der Klasse, wenn ein Schüler in die Schulstation geschickt wurde?
  • Führt die Anwendung des Programms bei dir zu einer Verbesserung der Unterrichtsatmosphäre?
  • Führt die Anwendung des Programms dazu, dass du gelassener unterrichten kannst?
  • Bist du mit den Ideen und der Durchführung des Programms einverstanden?

(ausgearbeitet von Irmtraud Hahn)